Radikaler Pietismus

Radikaler Pietismus, genannt auch Radikalpietismus, Separatismus/separatistischer Pietismus, außerkirchlicher[1]/kirchenkritischer[2] oder konsequenter Pietismus[2] (etwa ab der Mitte der 1670er),[3] war eine kirchenkritische Strömung innerhalb des Pietismus. Die meisten radikalen Pietisten waren davon überzeugt, dass wahres Christentum nur außerhalb der verfassten Kirche gelebt werden könne. Deshalb nahmen sie nicht an den Gottesdiensten und Abendmahlsfeiern der Staatskirche teil. Viele verweigerten Taufe und Konfirmation ihrer Kinder und hielten diese von der Schule fern. Außerdem war ein großer Teil der radikalen Pietisten gegenüber Sexualität/Ehe, Eidesleistung und Militärdienst kritisch eingestellt. Häufig vertraten radikale Pietisten auch von den offiziellen Kirchendogmen abweichende Lehren. Frauen konnten eine wichtige Rolle spielen, vor allem in Zusammenhängen mit Visionen oder Prophezeiungen.[3]

  1. Martin Brecht: Der radikale Pietismus – die Problematik einer historischen Kategorie. In: Wolfgang Breul u. a. (Hrsg.): Der radikale Pietismus. Perspektiven der Forschung. 2010, S. 11–18.
  2. a b Hartmut Lehmann: Die langfristigen Folgen der kirchlichen Ausgrenzung des radikalen Pietismus. In: Wolfgang Breul u. a. (Hrsg.): Der radikale Pietismus. 2010, S. 45–55.
  3. a b Douglas H. Schantz: Radical German Pietism in Europe and North America. In: An Introduction to German Pietism. 2013, S. 147–178.

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